Wie gut sind Altkleidercontainer wirklich?

Der eigentliche Sinn hinter Altkleider-Containern ist erstmal gar nicht schlecht. Ich weiß nicht, wohin mit Kleidung, die ich nicht mehr trage? Dann gibt es einen anonymen Ort, an dem ich meine Sachen einwerfen kann und andere Menschen kümmern sich um den Rest. Die Organisation wiederum, die den Container betreut, hat eine fixe und leicht zugängliche Anlaufstelle, um ihre Ware abzuholen. Aber was passiert mit der Kleidung, die im Altkleider-Container landet? Das hängt von diversen Faktoren ab.

Wer kümmert sich um den Container?

Gehört die Altkleidersammlung zu einer städtischen oder karitativen Organisation oder steckt ein privater Anbieter dahinter? Selbst wenn eine wohltätige Einrichtung den Container betreibt, kommt es vor, dass sie die Kleidung in Teilen weiterverkauft. Das liegt an der schieren Masse an – teils minderwertiger – Kleidung. Mit der können sie nicht immer etwas anfangen.

Was mit der Kleidung passiert, wird maßgeblich dadurch beeinflusst, in welchem Zustand sie sich befindet. Stark verschmutzte und/oder kaputte Kleidung wird meist entsorgt. Da die Qualität unserer Kleidung immer schlechter wird und oft aus einem Mix verschiedenster Fasern besteht (Stichwort: Fast Fashion), ist Recycling oftmals gar nicht möglich. Stattdessen werden die Kleidungsstücke verbrannt oder landen auf riesigen Müllhalden im globalen Süden [1,2]. Kleidungsstücke, die recycelt werden können, werden aber nicht – wie oft angenommen – zu neuen Kleidungsstücke verarbeitet. Denn dafür ist die Qualität meist zu schlecht. Also wird Dämmmaterial daraus oder Lappen [3].

100 %

der Kleidung wird tatsächlich recycelt – mehr nicht [1].

Export von Kleiderspenden

70% der globalen Kleiderspenden landen in Afrika [4]. Die schiere Menge an Kleidung und die oft miserable Qualität führen dazu, dass die Spenden auch dort nicht gebraucht werden können. Die Folge sind Müllberge aus Kleidung, ganze Landstriche im globalen Süden sind voll mit unseren Altkleidern. Wir verlagern unsere Probleme – und das Grundproblem ist immer noch die generelle Überproduktion – ins Ausland. Das nennt man „waste colonization“, weil es sich dabei um eine moderne Form von strukturellem Machtmissbrauch handelt. So sieht die Verlagerung unserer Probleme bzw. die Überproduktion dann aus:

Secondhand als Geschäftsmodell

Der Handel mit Second-Hand-Ware scheint alles andere als fair abzulaufen. Erste Recherchen zeigen, dass es in den Fabriken nicht viel besser zugeht, als im Fast-Fashion-Sektor und die Arbeitnehmer*innen dort ebenfalls unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen leiden. Der Handel, Weiterverkauf etc. von Altkleidern ist letztlich nur wieder eins: ein Geschäft. Ein Geschäft, mit dem aktuell weltweit ein Milliarden-Umsatz gemacht wird. Allein in Deutschland sind es schätzungsweise etwa 600 bis 800 Millionen Euro im Jahr [5]. Unternehmen wie H&M und Zara springen auf den Trend auf und bieten eigene Secondhand-Shops an. So locken sie neue Kunden an und verschleiern, dass ihr Kerngeschäft nach wie vor in der Ausbeutung von Mensch und Natur liegt.

Siegel auf den Altkleidercontainern

Im Endeffekt kann ich nie zu 100% sicher sein, was mit meiner Kleidung passiert. Das mag für viele Menschen in Ordnung sein. Doch wenn ich möchte, dass meine Sachen sinnvoll weiterverwertet werden, ist es echt blöd, wenn sie stattdessen verbrannt werden oder im Ausland auf riesigen Müllbergen landen. Ein wenig Sicherheit geben Siegel, die auf den Containern angebracht sind, zum Beispiel die des gemeinnützigen Verbandes Fairwertung. Wenn Du tiefer in das Thema einsteigen möchtest, empfehlen wir Dir diese Broschüre der Verbraucherzentrale.

Wegwerfprodukt Kleidung

Zu guter Letzt und für uns ein Hauptargument, warum Altkleidercontainer eher Teil des Problems als eine sinnvolle Lösung sind: Sie werten Kleidung nicht auf. Im Gegenteil – Altkleidercontainer werden leider allzu oft als private Müllhalde genutzt; als anonyme Anlaufstelle, um ungebrauchte Kleidung kostenlos zu entsorgen. Doch wenn wir die Modeindustrie verändern wollen, müssen wir am Grundproblem ansetzen. Wir müssen unsere Kleidung wieder lieben <3

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